Mit Wirkung zum 7. August 2025 treten in den Vereinigten Staaten neue reziproke Zölle auf bestimmte Importwaren in Kraft. Grundlage hierfür ist eine Executive Order des US-Präsidenten, die am 2. April 2025 veröffentlicht wurde. Ziel ist es laut offizieller Darstellung, eine Gleichbehandlung im internationalen Handel sicherzustellen und Marktverzerrungen zu korrigieren. Für Unternehmen im Außenhandel, insbesondere solche mit Handelsbeziehungen in die USA, ergeben sich daraus neue Herausforderungen im Bereich der Zollabwicklung und Handelsplanung.
Hintergrund der Maßnahme
Die neue Zollregelung ist Teil einer umfassenderen US-Handelspolitik, die auf Reziprozität und nationale Wettbewerbsfähigkeit abzielt. Im Fokus stehen Importe aus Ländern, deren Marktzugangspolitiken nach Einschätzung der US-Regierung als unausgewogen gelten. Die Executive Order sieht daher die Einführung eines länder- und warenspezifischen Zolltarifsystems vor, das gezielt auf solche Importe reagiert.
Ursprünglich war der Inkrafttretungstermin bereits für den 9. April 2025 vorgesehen. Aufgrund der Vielzahl betroffener Waren und laufender diplomatischer Konsultationen wurde die Anwendung jedoch mehrfach verschoben zunächst auf den 9. Juli, später auf den 1. August 2025. Mit der nun veröffentlichten finalen Anordnung vom 31. Juli 2025 wurde der 7. August 2025 als verbindlicher Geltungsbeginn festgelegt.
Relevanz für die Europäische Union und deutsche Exporteure
Für die Europäische Union gelten ab dem Stichtag neue, teilweise erhöhte Basiszollsätze, wobei ein maximaler Zollsatz von 15 % vorgesehen ist. Gleichzeitig wurde die bisherige De-Minimis-Regelung für Einfuhren in die USA aufgehoben. Diese Maßnahme betrifft insbesondere Branchen mit exportstarken Produkten wie Maschinenbau, Fahrzeugtechnik, Elektronik und chemische Erzeugnisse.
Die genauen Warengruppen und betroffenen HS-Codes sind derzeit in bilateralen Verhandlungen und werden im Federal Register sowie über US-Zollbehörden veröffentlicht. Für Unternehmen bedeutet dies eine erhöhte Notwendigkeit zur Prüfung von Warenklassifizierungen, Zolltarifen und Präferenzregelungen.
Zollrechtliche und strategische Implikationen
Die neuen Zölle erfordern eine umfassende Überprüfung der Lieferketten und der internationalen Beschaffungs- und Absatzstrategien. Auch Ursprungsnachweise und Zollwertberechnungen müssen im Lichte der neuen Regelung erneut geprüft werden, insbesondere wenn kumulierte Ursprungsregeln oder Drittlandslieferungen eine Rolle spielen.
Für Zollverantwortliche ergibt sich daraus ein erhöhter Abstimmungsbedarf mit Einkaufs-, Vertriebs- und Rechtsabteilungen. Zudem kann es erforderlich sein, bestehende Verträge oder Lieferbedingungen (z. B. Incoterms) an die veränderten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen anzupassen. Unternehmen mit regelmäßigen Exporten in die USA sollten gegebenenfalls prüfen, ob sich der Einsatz von Foreign-Trade Zones (FTZ) als strategisches Instrument eignet, um zollrechtliche Belastungen zu minimieren.
Handlungsempfehlung
Vor dem Hintergrund der neuen Zölle empfiehlt sich eine kurzfristige Bewertung der betroffenen Warengruppen, eine Neubewertung von Kalkulationsgrundlagen sowie die aktive Beobachtung weiterer regulatorischer Entwicklungen in den USA. Auch Gespräche mit bestehenden Logistikdienstleistern und Zolldienstleistern sollten frühzeitig geführt werden, um potenzielle Verzögerungen und zusätzliche Kosten im Importprozess zu vermeiden
Fazit
Die Einführung reziproker Zölle durch die Vereinigten Staaten stellt ein wichtiges Signal im transatlantischen Handel dar. Für Unternehmen mit Außenhandelsbezug ist die Anpassung an diese neuen Gegebenheiten von strategischer Bedeutung. Neben zolltechnischer Expertise sind vorausschauende Planung und die Integration zollrechtlicher Aspekte in die Gesamtunternehmensstrategie unerlässlich. Die kommenden Monate werden entscheidend dafür sein, ob sich die betroffenen Akteure proaktiv auf die neuen Rahmenbedingungen einstellen können.
Ein umfassendes Zoll-Compliance-Management wird künftig noch stärker zur unternehmerischen Pflicht. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, interne Prozesse zu prüfen, Exportstrategien anzupassen und sich gezielt über zukunftssichere Lösungen – etwa Präferenzmanagement, Zolltarifprüfung oder Nutzung alternativer Handelsrouten zu informieren. Eine fundierte Beratung schafft Klarheit und schützt vor unerwarteten Kosten und Risiken.
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Autor: Dominik Wiedmann - Senior Consultant Training & Beratung