Value Added Rule (VAR)
Die Value Added Rule (VAR) ist eine zentrale Ursprungsregel in internationalen Handelsabkommen. Sie legt fest, welcher Anteil des Warenwerts im Ursprungsland erzeugt oder verarbeitet werden muss, damit eine Ware präferenzielle Zolltarife erhält. Unternehmen können durch die VAR Zollvorteile nutzen, ihre Lieferketten strategisch gestalten und Compliance-Anforderungen erfüllen.
Definition und Zielsetzung
Die VAR definiert die Mindestwertschöpfung, die in einem Ursprungsland erbracht werden muss, um präferenzielle Zolltarife in Anspruch nehmen zu können. Sie fördert regionale Wertschöpfung und verhindert, dass Handelspräferenzen nur durch minimalen Bearbeitungsaufwand erlangt werden.
VAR wird häufig zusammen mit Change in Tariff Heading (CTH) eingesetzt, um die Ursprungsberechtigung einer Ware umfassend zu definieren.
Berechnung der Wertschöpfung
Die Berechnung erfolgt üblicherweise auf Basis des Warenwerts, wobei die Kosten der im Ursprungsland hergestellten Materialien und der durchgeführten Verarbeitung berücksichtigt werden.
Praxisbeispiel
- Gesamtkosten eines Produkts: 150 €
- Wert der in Deutschland gefertigten Teile: 100 €
- Wertschöpfung Deutschland: 100 € / 150 € × 100 % = 66,7 %
Abkommen wie USMCA verlangen z. B. 50 %, EU-Japan 40 %. In diesem Beispiel erfüllt die Ware die VAR-Anforderungen.
Varianten der Value Added Rule
Typische HS-Code-Beispiele
Diese Beispiele zeigen, wie unterschiedliche Branchen spezifische RVC-Anforderungen erfüllen müssen, um präferenzberechtigt zu sein.
Operative und strategische Relevanz
- Lieferantenmanagement: Herkunft von Materialien genau prüfen und dokumentieren.
- Produktionsplanung: Fertigungsprozesse gezielt in Ursprungsregionen platzieren, um die Wertschöpfung zu erreichen.
- Compliance: Vollständige Rechnungen und Materialnachweise sichern die präferenzielle Zollbehandlung.
- Zollkostenoptimierung: Einhaltung der VAR ermöglicht Nutzung vergünstigter Zollsätze.
Praxisbeispiel – Maschinenbau
Ein Hersteller in Deutschland bezieht Motoren aus Japan (50 €) und fertigt Karosserie und Elektronik im Inland (100 €).
- Gesamtkosten: 150 €
- Wertschöpfung Deutschland: 100 € / 150 € × 100 % = 66,7 %
- EU-Japan verlangt 40 % → Ware präferenzberechtigt
Dieses Beispiel zeigt, dass strategische Produktionsentscheidungen direkten Einfluss auf Zollvorteile und Lieferketteneffizienz haben.
Zusammenfassung
Die Value Added Rule (VAR) ist ein zentrales Instrument, um die präferenzielle Ursprungsberechtigung von Waren zu prüfen. Sie ermöglicht:
- gezielte Steuerung von Beschaffung und Produktion
- Nutzung vergünstigter Zollsätze
- rechtskonforme Umsetzung internationaler Handelsabkommen
Durch sorgfältige Berechnung, Dokumentation und strategische Planung wird die VAR zu einem wertvollen Instrument für operative Mitarbeiter und strategische Entscheider im internationalen Außenhandel.