Customer Due Diligence (CDD)
Customer Due Diligence (CDD) ist ein zentrales Instrument des Compliance- und Risikomanagements im internationalen Handel. Sie stellt sicher, dass Geschäftspartner überprüft werden, Risiken frühzeitig erkannt und gesetzliche Anforderungen eingehalten werden. Für Zollverantwortliche und Fachkräfte im Außenhandel ist CDD unverzichtbar, da grenzüberschreitende Warenflüsse komplexe rechtliche und regulatorische Rahmenbedingungen erfordern.
Ziele der Customer Due Diligence
CDD verfolgt mehrere zentrale Ziele:
- Sicherstellung der Identität von Geschäftspartnern
- Erkennung und Bewertung von Risiken (z. B. Geldwäsche, Terrorismusfinanzierung, Sanktionsverstöße)
- Transparenz über wirtschaftlich Berechtigte
- Rechtskonformität mit nationalen und internationalen Vorschriften
Praxisbeispiel
Ein Unternehmen importiert elektronische Bauteile aus einem Land mit erhöhtem Risiko. CDD stellt sicher, dass der Lieferant legitim ist, keine PEPs involviert sind und alle erforderlichen Exportgenehmigungen vorliegen.
Kernkomponenten von CDD
1. Identifikation und Verifizierung
Natürliche Personen:
Name, Geburtsdatum, Anschrift
Gültiger Ausweis oder Reisepass
Juristische Personen:
Firmenname, Rechtsform, Sitz
Handelsregisterauszug und vertretungsberechtigte Personen
Wirtschaftlich Berechtigte:
Feststellung der Personen, die Eigentum oder Kontrolle ausüben
Dokumentation über Anteilseigner und Kontrollebene
Praxisbeispiel: Bei einem komplexen Lieferanten mit mehreren Tochtergesellschaften wird der wirtschaftlich Berechtigte auf der Ebene der Holding identifiziert, bevor Verträge abgeschlossen werden.
2. Risikobasierte Einstufung
Kunden werden nach Risikoprofilen eingeteilt:
Niedrig: Lokale Partner, etablierte Geschäftsbeziehungen
Mittel: Länder mit moderaten Risiken, neue Geschäftspartner
Hoch: Politisch exponierte Personen (PEPs), Offshore-Strukturen, Länder mit Sanktionen
Praxisbeispiel: Ein Lieferant aus einem sanktionierten Land wird als Hochrisiko eingestuft und unterliegt erweiterten Prüfmaßnahmen.
3. Überprüfung gegen Sanktions- und Embargolisten
Regelmäßige Abgleiche mit:
EU-Sanktionslisten
UN-Listen
FATF-Listen
Nationale Behördenlisten
Praxisbeispiel: Vor jedem neuen Auftrag werden alle Geschäftsparteien automatisiert gegen die aktuellen Sanktionslisten geprüft, um Sanktionen zu vermeiden.
4. Fortlaufende Überwachung (Ongoing Monitoring)
CDD endet nicht mit dem Onboarding:
Transaktionen kontinuierlich prüfen
Ungewöhnliche Muster erkennen (z. B. plötzliche Mengensteigerungen, Zahlung über Drittländer)
Verdächtige Aktivitäten eskalieren
Praxisbeispiel: Ein Importeur meldet regelmäßig Änderungen in den Lieferstrukturen seiner Lieferanten, die sofort in die Risikobewertung einfließen.
5. Dokumentation
Alle Prüfmaßnahmen müssen nachvollziehbar dokumentiert werden
Interne Revisionsfähigkeit und Nachweis gegenüber Aufsichtsbehörden
Praxisbeispiel: Ein Audit-Protokoll enthält alle Identitätsnachweise, Risikoeinstufungen, Sanktionsprüfungen und die Entscheidung für die Geschäftsaufnahme.
Enhanced Due Diligence (EDD)
Bei Hochrisiko-Kunden oder sensiblen Transaktionen kommen erweiterte Maßnahmen zum Einsatz:
- Vertiefte Prüfung der Herkunft von Geldern
- Zusätzliche Identitätsnachweise oder Bestätigung durch Dritte
- Managementfreigaben vor Aufnahme der Geschäftsbeziehung
Praxisbeispiel
Bei einem Lieferanten aus einem Hochrisikoland wird die finanzielle Herkunft der Mittel geprüft und ein Compliance-Officer genehmigt die Geschäftsaufnahme.
Schritt-für-Schritt-Prozess für CDD im Außenhandel
- Kundenidentifikation
- Sammeln von Basisinformationen und Ausweisdokumenten
- Wirtschaftlich Berechtigte prüfen
- Analyse von Anteilseignern, Kontrollstrukturen
- Risikoeinstufung durchführen
- Hoch, Mittel, Niedrig
- Sanktionslisten-Check
- Automatisierte Überprüfung gegen nationale und internationale Listen
- Entscheidung & Genehmigung
- Aufnahme der Geschäftsbeziehung oder Ablehnung
- Fortlaufende Überwachung & Dokumentation
- Transaktionen prüfen, Audit-Trail führen, Anpassung der Risikoeinstufung
Rechtlicher Rahmen
- Deutschland: Geldwäschegesetz (GwG), §§ 10 ff.
- Europäische Union: 6. EU-Geldwäscherichtlinie (AMLD6)
- Internationale Standards: FATF Recommendations
- Zoll- und Außenhandelsbezug: CDD unterstützt Risikoanalyse bei Import/Export, besonders bei sanktionierten Ländern oder sensiblen Gütern.
Fazit
Customer Due Diligence ist ein strategisches Werkzeug zur Sicherstellung rechtskonformer und risikoarmer Geschäftsbeziehungen im internationalen Handel. Durch die Kombination aus Identifikation, Risikobewertung, kontinuierlicher Überwachung und dokumentierter Nachweisführung werden rechtliche, finanzielle und reputative Risiken minimiert. Eine konsequente Umsetzung stärkt die Integrität der Lieferketten, optimiert Compliance-Prozesse und sichert nachhaltige Geschäftsbeziehungen im globalen Warenverkehr.