Change in Tariff Classification (CTC)
Der Change in Tariff Classification (CTC) ist ein zentrales Kriterium in den Ursprungsregeln vieler Freihandelsabkommen (FTAs). Er legt fest, welche Änderungen an einem Produkt erforderlich sind, damit dieses als präferenzberechtigt gilt und von Zollvergünstigungen profitieren kann.
CTC bedeutet, dass ein Ausgangsprodukt durch Verarbeitung oder Herstellung so verändert wird, dass es bei der Zolltarifnummernklassifizierung nach dem Harmonisierten System (HS) in eine andere Position eingestuft wird. Ziel ist es, sicherzustellen, dass ein Produkt einen substanziellen Produktionsschritt durchläuft und nicht lediglich weiterverkauft oder minimal bearbeitet wird, um von Präferenzzöllen zu profitieren.
Grundprinzipien der Anwendung
Ausgangs- und Endposition bestimmen
- Ausgangsprodukt: HS-Code vor der Verarbeitung
- Endprodukt: HS-Code nach Verarbeitung
- CTC gibt die Ebene vor, auf der der Wechsel erfolgen muss (Kapitel, Unterposition, Tarifnummer).
Substanzielle Verarbeitung
- Nur Verarbeitung, die zu einem HS-Code-Wechsel führt, erfüllt die CTC-Anforderung.
- Einfache Montagen oder Verpackungen reichen nicht aus.
Dokumentation und Compliance
- Lieferantenerklärungen oder Herstellerbescheinigungen sichern die Einhaltung der CTC-Kriterien.
- Typische Compliance-Fallen: falsche Klassifizierung, unzureichende Nachweise, nicht dokumentierte Verarbeitungsschritte.
- Zollbehörden prüfen die HS-Codes und Produktionsnachweise.
Praxisbeispiel mit RVC-Berechnung
Ein Unternehmen importiert Baumwollgewebe aus Vietnam (HS 5208) im Wert von 10.000 EUR. Nach Verarbeitung zu Hemden (HS 6205) beträgt der Wert der regionalen Verarbeitung (Stoffzuschnitt, Nähen, Veredelung) 4.500 EUR.
- Wenn die FTA einen Mindest-RVC von 30 % verlangt, ist die Ware präferenzberechtigt.
- Bei einem RVC von z. B. 25 % würde die Ware die Präferenzkriterien nicht erfüllen.
Dieses Beispiel verdeutlicht, wie operative Mitarbeiter die Prüfung von HS-Code-Wechseln und RVC-Werten im Tagesgeschäft durchführen müssen.
Vorteile und strategische Bedeutung
- Präferenzberechtigung: Klare Vorgaben für Produktionsschritte und HS-Code-Wechsel.
- Compliance-Sicherheit: Reduzierung von Risiken durch fehlerhafte Ursprungsangaben.
- Optimierung der Lieferkette: Produktionsprozesse können so gestaltet werden, dass Präferenzzölle genutzt werden.
- Vermeidung von Fallstricken: Durch die Kenntnis der CTC-Regeln werden häufige Fehler wie falsche Klassifizierung oder unzureichende Dokumentation vermieden.
Zusammenfassung
Der Change in Tariff Classification (CTC) ist ein essenzielles Instrument zur Sicherstellung präferenzberechtigter Waren in internationalen Handelsströmen. Die präzise Kenntnis der HS-Codes, der Freihandelsabkommen, der RVC-Anforderungen und der erforderlichen Dokumentation ist entscheidend, um Compliance sicherzustellen und strategische Vorteile in der Lieferkette zu realisieren.
Die Kombination aus HS-Code-Wechsel, substanzieller Verarbeitung und dokumentierter RVC-Berechnung bildet die Grundlage für rechtskonforme Präferenzbeanspruchung. Unternehmen profitieren durch klare Vorgaben, reduzierte Risiken und effizient gestaltete Lieferketten.