Welle

DID YOU KNOW...


Jeder, der mit Zoll zu tun hat, weiß: Zoll erklärt sich nicht von selbst.

Melden Sie sich jetzt zum kostenlosen Newsletter an!

Erhalten Sie regelmäßig spannende Fachartikel, aktuelle Weiterbildungsangebote und weitere exklusive Inhalte direkt in Ihr Postfach.

Jetzt anmelden & informiert bleiben!
Ihre Daten werden nicht an Dritte weitergegeben. In jedem Newsletter bieten wir Ihnen die Möglichkeit sich abzumelden.

back to overview

Avalgarantien im Außenhandel – Bedeutung, rechtliche Grundlagen und Praxisrelevanz

Avalgarantien spielen im internationalen Handel eine zentrale Rolle bei der Absicherung von Zahlungs- und Leistungsrisiken. Sie schaffen Vertrauen zwischen Geschäftspartnern, mindern finanzielle Unsicherheiten und sichern die vertragliche Erfüllung grenzüberschreitender Verpflichtungen. Für Unternehmen mit internationaler Ausrichtung insbesondere im Exportgeschäft sind Avalgarantien ein entscheidendes Instrument des Risikomanagements.


Begriff und Grundprinzip

Eine Avalgarantie ist eine vertraglich vereinbarte Bürgschaft oder Garantie, die ein Kreditinstitut zugunsten eines Begünstigten (z. B. Käufer, Auftraggeber oder Zollbehörde) ausstellt. Sie verpflichtet den Garantiegeber, im Falle einer Nichterfüllung der vertraglichen oder gesetzlichen Verpflichtungen des Auftraggebers (z. B. Exporteurs) eine Zahlung zu leisten. Der Auftraggeber wiederum haftet gegenüber der Bank für etwaige Inanspruchnahmen aus der Garantie.

Im Unterschied zu einem Akkreditiv, das die Zahlung für eine Warenlieferung absichert, deckt die Avalgarantie typischerweise Risiken ab, die aus der Nichterfüllung von Verpflichtungen entstehen etwa aus Liefer-, Leistungs- oder Zollverträgen.


Arten von Avalgarantien

Je nach Anwendungszweck und Vertragskontext unterscheidet man mehrere Formen von Avalgarantien:

  • Bietungsgarantie (Bid Bond): Sicherung der Vertragstreue eines Bieters bei öffentlichen Ausschreibungen.
  • Erfüllungsgarantie (Performance Bond): Absicherung der ordnungsgemäßen Vertragserfüllung bei Lieferungen oder Bauleistungen.
  • Gewährleistungsgarantie (Warranty Bond): Sicherstellung von Nachbesserungs- oder Gewährleistungspflichten nach Lieferung.
  • Zahlungsgarantie (Payment Bond): Absicherung einer fälligen Zahlung bei Nichterfüllung durch den Auftraggeber.
  • Zoll- und Steuerbürgschaften: Absicherung von Zollverbindlichkeiten, Einfuhrabgaben oder vorübergehenden Zollaussetzungen gegenüber Zollbehörden.

Gerade im Bereich Zollverfahren, beispielsweise bei der vorübergehenden Verwendung oder bei Zolllagern, werden Avalgarantien häufig eingesetzt, um potenzielle Zollschulden abzusichern, solange die endgültige Abfertigung noch nicht erfolgt ist.


Rechtliche Grundlagen und wirtschaftliche Funktion

Avalgarantien sind rechtlich meist als Bürgschaften (§§ 765 ff. BGB) oder als selbständige Garantien nach deutschem Zivilrecht ausgestaltet. International orientieren sich die Inhalte häufig an den Uniform Rules for Demand Guarantees (URDG 758) der Internationalen Handelskammer (ICC). Diese stellen sicher, dass Garantien weltweit vergleichbar und rechtlich durchsetzbar sind.

Wirtschaftlich dienen Avalgarantien der Liquiditätsschonung: Da sie lediglich eine Eventualverbindlichkeit darstellen, wird keine unmittelbare Kapitalbindung ausgelöst. Unternehmen können so ihr Kreditvolumen effizienter nutzen und gleichzeitig ihre Vertragspartner von der eigenen Leistungsfähigkeit überzeugen.


Praxisbeispiele aus dem Außenhandel

  • Export eines Maschinenbauunternehmens in den Nahen Osten:
    Bei einer internationalen Ausschreibung verlangt der Auftraggeber eine Bietungsgarantie über 5 % des Auftragswerts. Die Bank des Exporteurs stellt die Avalgarantie aus, um die Ernsthaftigkeit des Angebots zu belegen.
  • Zollrechtliche Anwendung:
    Ein Unternehmen importiert Waren im Rahmen eines aktiven Veredelungsverfahrens. Zur Absicherung der potenziellen Einfuhrabgaben wird eine Zollbürgschaft in Form einer Avalgarantie hinterlegt. Erst nach ordnungsgemäßer Wiederausfuhr der veredelten Waren wird die Garantie freigegeben.
  • Internationale Lieferverträge mit Gewährleistungsrisiko:
    Nach Lieferung komplexer Anlagen wird eine Gewährleistungsgarantie verlangt, die für zwölf Monate nach Abnahme gilt. Die Avalgarantie deckt potenzielle Nachbesserungskosten oder Vertragsstrafen ab.

Diese Beispiele verdeutlichen, dass Avalgarantien nicht nur finanzielle Sicherheit bieten, sondern auch regulatorische Anforderungen im Zoll- und Außenwirtschaftsrecht erfüllen können.


Internationale Besonderheiten

Während Avalgarantien in der Europäischen Union weit verbreitet sind, existieren in anderen Ländern teilweise abweichende Strukturen. In den USA oder im Vereinigten Königreich wird häufiger mit Standby Letters of Credit gearbeitet, die funktional ähnlich sind, jedoch bankrechtlich anders ausgestaltet werden.
In der EU ist die Avalgarantie insbesondere im Zusammenhang mit Zollschuldenermittlung, Präferenznachweisen oder Ausfuhrkontrollen ein anerkanntes Sicherungsinstrument.


Strategische Bedeutung für Unternehmen

Avalgarantien erhöhen die Vertrags- und Finanzierungssicherheit in internationalen Lieferketten und stärken das Vertrauen von Geschäftspartnern und Behörden. Für Unternehmen im Außenhandel sind sie zugleich ein Instrument zur professionellen Risiko- und Liquiditätssteuerung.
Eine enge Abstimmung zwischen Finanzabteilung, Zollverantwortlichen und Kreditinstituten ist entscheidend, um die geeignete Garantieform zu wählen und Haftungsrisiken zu minimieren.


Fazit

Avalgarantien sind ein essenzielles Element des internationalen Handels und der zollrechtlichen Absicherung. Sie verbinden finanzielle Stabilität mit rechtlicher Sicherheit und leisten einen Beitrag zur Compliance im Außenwirtschaftsverkehr. Durch den gezielten Einsatz dieser Sicherheiten lassen sich wirtschaftliche Risiken reduzieren, Vertragsbeziehungen festigen und zollrechtliche Verpflichtungen zuverlässig erfüllen. Eine fundierte Beratung und strategische Planung sind dabei unerlässlich, um den optimalen Nutzen zu erzielen.

Welle
Jobs 1
Trainings 90