Gemeinsam in die digitale Zukunft des Zolls
Die Europäische Union (EU) steht vor einer umfassenden Reform ihres Zollrechts. Ziel dieser Reform ist es, den Zollprozess zu modernisieren, effizienter zu gestalten und besser an die Anforderungen der globalisierten Wirtschaft des 21. Jahrhunders anzupassen. Doch so positiv die Absichten hinter dieser Reform auch sind, es gibt zahlreiche Bedenken und Kritikpunkte, die in der öffentlichen Diskussion nicht unbeachtet bleiben dürfen.
Ziele und Kernpunkte der Reform
Die EU-Zollreform zielt auf die Digitalisierung, Vereinfachung und Harmonisierung der Zollverfahren ab.
Wichtige Elemente der Reform sind
- Digitale Zollabwicklung: Einführung einer einheitlichen digitalen Plattform für die Zollabfertigung, um den Papieraufwand zu verringern und die Prozesse zu beschleunigen.
- Bessere Datenanalyse: Nutzung von Big Data und künstlicher Intelligenz (KI), um den Handel besser zu überwachen, Risiken frühzeitig zu identifizieren und illegale Aktivitäten effektiver aufzudecken.
- Einheitliche Regelungen und Umsetzung: Harmonisierung der Zollvorschriften innerhalb der EU-Mitgliedstaaten, um einheitliche Standards zu schaffen. Dies soll insbesondere durch die Schaffung einer EU-Zollbehörde geschehen.
- Sicherheitsmaßnahmen verstärken: Verbesserung der Sicherheitskontrollen an den EU-Außengrenzen, um Schmuggel und illegale Einfuhren zu bekämpfen.
- Überholspur für zertifizierte Wirtschaftsbeteiligte: Als Weiterentwicklung des Zugelassenen Wirtschaftsbeteiligten (AEO) soll der "Trust & Check Trader" (TCT) eingeführt werden. Diesem sollen zwar erhebliche Vereinfachungen zugesprochen werden, wofür aktuell allerdings u.A. ein elektronisches System bereitgestellt werden werden muss, dass den Zollbehörden alle relevanten Daten in Echtzeit zur Verfügung stellt.
- Erhebliche Anpassungen im eCommerce: Im eCommerce ist Tempo meist das entscheidenste Kriterium. Um die Zollabfertigung der unzähligen Sendungen täglich schnellstmöglich erledigen zu können, sollen in diesen Bereichen zolltarifliche Erleichterungen zum Einsatz kommen.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen unterstrich die Bedeutung dieser Reform und nannte es als eines ihrer wichtigsten Ziele, den Zoll auf das nächste, höhere Niveau zu bringen („taking the customs union to the next level“).
Bürokratie statt Vereinfachung?
Ein zentrales Versprechen der Reform ist die Vereinfachung der Zollverfahren. Doch schon jetzt zeichnen sich mögliche Probleme ab:
- Hohe Kosten für Umstellung: Die Einführung neuer Technologien und digitaler Systeme erfordert von den Unternehmen erhebliche Investitionen. Insbesondere kleine und mittlere Unternehmen (KMU) könnten hier an ihre Grenzen stoßen. Diese zusätzlichen Kosten könnten die Wettbewerbsfähigkeit von KMU beeinträchtigen und ihre Marktposition schwächen.
- Komplexität der Umstellung: Die Umstellung auf neue Systeme und Prozesse ist mit erheblichen organisatorischen Herausforderungen verbunden. Unternehmen müssen ihre internen Abläufe anpassen, Mitarbeiter schulen und IT-Systeme aktualisieren. Dies kann zu einem vorübergehenden Anstieg der Bürokratie führen, bis die neuen Vorgehensweisen reibungslos funktionieren.
Datenschutz und Cybersicherheit
Die Digitalisierung der Zollverfahren wirft auch wichtige Fragen des Datenschutzes und der Cybersicherheit auf:
- Datensicherheit: Die geplanten Systeme werden große Mengen sensibler Daten verarbeiten, darunter Informationen über Handelsströme, Unternehmen und Waren. Diese Daten stellen ein attraktives Ziel für Cyber-Kriminelle dar. Ein erfolgreicher Cyberangriff könnte erhebliche wirtschaftliche Schäden verursachen und das Vertrauen in die neuen Systeme untergraben.
- Datenschutz: Es ist von entscheidender Bedeutung, dass die neuen Systeme den strengen Datenschutzbestimmungen der EU, insbesondere der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO), entsprechen. Dies erfordert eine sorgfältige Planung und Umsetzung, um sicherzustellen, dass persönliche und geschäftliche Daten geschützt sind.
Zeitplan
Für die Umsetzung der Zollrechtsreform plant man einen engen Zeitplan. Ob dieser eingehalten werden kann, wird aktuell an vielen Stellen ausgiebig diskutiert.
Link zur EU-Kommission Zollreform und dem Factsheet dazu
Informieren Sie sich über die neuesten Änderungen
Wir laden Sie herzlich ein, an unseren Informationsveranstaltungen teilzunehmen, um weitere Informationen zum geplanten Zollrechtsreform kennenzulernen.
Info-Veranstaltungen
- Montag, 22. Juli 2024 um 13:00 Uhr
- Montag, 23. September 2024 um 11:00 Uhr
SW Zoll-Beratung GmbH,
ein Unternehmen der DB Schenker Group
Autor: Tim Mayer - Leiter Training & Beratung