ISO 28000
In einer globalisierten Wirtschaft sind sichere Lieferketten von entscheidender Bedeutung für Unternehmen, die international agieren. Störungen durch Diebstahl, Terrorismus, Schmuggel oder unbefugte Eingriffe können nicht nur wirtschaftliche Schäden verursachen, sondern auch das Vertrauen von Geschäftspartnern und Behörden beeinträchtigen. Die Norm ISO 28000 bietet einen weltweit anerkannten Rahmen, um Sicherheitsrisiken in der Supply Chain systematisch zu identifizieren, zu bewerten und zu steuern.
Was ist die ISO 28000
Die ISO 28000 ist eine internationale Norm, die Anforderungen an ein Sicherheitsmanagementsystem für die Lieferkette definiert. Ziel ist es, Sicherheitsrisiken entlang der gesamten Supply Chain zu minimieren und so die Sicherheit von Waren, Informationen und Transportprozessen zu erhöhen.
Sie kann von Unternehmen jeder Größe und Branche angewendet werden, die direkt oder indirekt an internationalen Lieferketten beteiligt sind darunter Hersteller, Logistikdienstleister, Importeure, Exporteure sowie Zollverantwortliche.
Die Norm wurde ursprünglich 2007 veröffentlicht und zuletzt in aktualisierten Fassungen weiterentwickelt, um aktuellen sicherheitspolitischen Herausforderungen und technologischen Entwicklungen Rechnung zu tragen.
Zielsetzung und Anwendungsbereiche
Die ISO 28000 verfolgt das Ziel, Organisationen in die Lage zu versetzen:
- potenzielle Bedrohungen in ihren Lieferketten frühzeitig zu erkennen,
- Sicherheitsmaßnahmen zu planen und umzusetzen,
- die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben, wie z. B. zoll- oder sicherheitsrechtlicher Bestimmungen, sicherzustellen,
- Vertrauen bei Geschäftspartnern, Zollbehörden und Kunden aufzubauen.
Anwendungsbereiche sind u. a.:
- Transport und Logistik
- Produktions- und Handelsunternehmen
- Lagerhaltung
- Häfen und Terminals
- Sicherheitsdienstleister in der Supply Chain
Kernelemente eines Sicherheitsmanagementsystems nach ISO 28000
Die ISO 28000 basiert auf dem sogenannten „High Level Structure“-Ansatz, der eine einheitliche Struktur für Managementsysteme nach ISO ermöglicht. Folgende Elemente sind zentral:
- Risikomanagement: Identifikation, Bewertung und Steuerung von sicherheitsrelevanten Risiken in der Lieferkette.
- Sicherheitsplanung: Entwicklung und Implementierung von Maßnahmen zum Schutz von Personal, Waren und Anlagen.
- Rollen und Verantwortlichkeiten: Definition klarer Verantwortlichkeiten für Sicherheitsthemen innerhalb der Organisation.
- Schulung und Sensibilisierung: Qualifikation von Mitarbeitern für sicherheitsrelevante Aufgaben und Notfallmaßnahmen.
- Kontinuierliche Verbesserung: Regelmäßige Überprüfung und Optimierung des Sicherheitsmanagementsystems.
Diese Elemente orientieren sich an den Grundprinzipien des kontinuierlichen Verbesserungsprozesses
(PDCA-Zyklus: Plan – Do – Check – Act)
ISO 28000 und der Mehrwert für Lieferketten
Für Zollverantwortliche, Zollbeauftragte sowie für im Außenhandel tätige Unternehmen bietet die ISO 28000 einen zusätzlichen Mehrwert:
- Erfüllung sicherheitsrelevanter Zollanforderungen:
Die ISO 28000 erleichtert die Erfüllung von Anforderungen im Rahmen internationaler Sicherheitsinitiativen, z. B. des Authorized Economic Operator (AEO)-Status der EU oder vergleichbarer Programme wie CTPAT (USA) und PIP (Kanada). - Schutz vor unzulässigen Eingriffen:
Sicherheitslücken entlang der Lieferkette können zu Bußgeldern, Lieferausfällen oder sogar zu strafrechtlichen Konsequenzen führen. Ein systematischer Ansatz verringert diese Risiken. - Steigerung der Zuverlässigkeit:
Unternehmen mit einem zertifizierten Sicherheitsmanagementsystem gelten als verlässliche Partner für Behörden, Kunden und Logistikdienstleister. - Harmonisierung mit anderen Managementsystemen:
Die ISO 28000 lässt sich problemlos mit weiteren Normen wie ISO 9001 (Qualitätsmanagement) oder ISO 45001 (Arbeitsschutz) kombinieren.
Zertifizierung nach ISO 28000
Die Zertifizierung erfolgt durch unabhängige Zertifizierungsstellen. Der Ablauf umfasst typischerweise:
- eine vorbereitende Analyse
- die Einführung oder Anpassung des Sicherheitsmanagementsystems,
- interne Audits,
- das Zertifizierungsaudit,
- regelmäßige Überwachungsaudits.
Die Zertifizierung belegt gegenüber Dritten, dass ein Unternehmen über ein wirksames Sicherheitsmanagementsystem in der Lieferkette verfügt und dieses kontinuierlich weiterentwickelt.
Herausforderungen und Erfolgsfaktoren
Die Einführung eines ISO 28000-konformen Sicherheitsmanagementsystems erfordert Zeit und Ressourcen. Erfolgsfaktoren sind unter anderem:
- Ganzheitliche Risikoanalyse statt isolierter Einzelmaßnahmen.
- Integration in bestehende Prozesse und Strukturen des Unternehmens.
- Engagement der Unternehmensleitung, um Sicherheit als strategisches Ziel zu verankern.
- Schulung und Einbindung aller relevanten Fachbereiche, von der Logistik über den Einkauf bis zum Zoll.
Fazit
Die ISO 28000 bietet Unternehmen einen praxisnahen und weltweit anerkannten Rahmen, um Sicherheitsrisiken in der Supply Chain professionell zu steuern. Für den internationalen Handel und insbesondere für Unternehmen mit zollrelevanten Prozessen stellt sie ein wichtiges Instrument dar, um Compliance-Anforderungen zu erfüllen, die Resilienz der Lieferkette zu erhöhen und Vertrauen bei Geschäftspartnern sowie Behörden zu schaffen.
Ein proaktives Sicherheitsmanagement nach ISO 28000 ist nicht nur eine Maßnahme zur Risikominimierung, sondern auch ein Wettbewerbsvorteil im internationalen Handel.