Global Trade Item Number (GTIN)
Die zunehmende Globalisierung des Handels sowie die Digitalisierung logistischer und zolltechnischer Prozesse stellen Unternehmen vor die Herausforderung, ihre Produkte weltweit eindeutig zu identifizieren. Die Global Trade Item Number (GTIN) hat sich als international anerkannter Standard etabliert, der diese eindeutige Produktkennzeichnung ermöglicht. Für den Bereich Zoll und Außenhandel bietet die GTIN erhebliche Vorteile in Bezug auf Transparenz, Effizienz und Rechtskonformität.
Grundlagen der GTIN
Die GTIN (Global Trade Item Number) ist eine standardisierte Artikelnummer, die von der internationalen Organisation GS1 vergeben wird. Sie dient der eindeutigen Identifikation von Handelswaren und stellt sicher, dass ein Produkt weltweit ohne Mehrdeutigkeiten erkannt werden kann. Die GTIN ist die Nachfolgebezeichnung für die bekannte EAN (European Article Number) und den UPC (Universal Product Code).
GTIN-Formate im Überblick
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GTIN-8
Anzahl der Stellen
8
Typischer Anwendungsbereich
Kleine Artikel, begrenzter Platz
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GTIN-12
Anzahl der Stellen
12
Typischer Anwendungsbereich
Vorwiegend in Nordamerika (UPC)
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GTIN-13
Anzahl der Stellen
13
Typischer Anwendungsbereich
Standardformat in Europa
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GTIN-14
Anzahl Stellen
14
Typischer Anwendungsbereich
Umverpackungen, Paletten
Die GTIN wird in der Regel in Form von Barcodes auf Produktverpackungen dargestellt und kann auch als Datenfeld in elektronischen Prozessen verwendet werden.
Relevanz der GTIN für den Zoll
Obwohl die Angabe einer GTIN im Rahmen der Zollanmeldung nicht verpflichtend ist, bietet sie in der Praxis erhebliche Vorteile. Sie unterstützt die eindeutige Warenidentifikation in Zollverfahren und reduziert Rückfragen sowie Prüfaufwände bei der Zollabwicklung.
Insbesondere im Rahmen der elektronischen Zollabwicklung (z. B. ATLAS in Deutschland oder im Rahmen des EU Customs Data Model (EUCDM) kann die GTIN in den entsprechenden Datenfeldern als Handelswarenkennzeichnung (Trade Item Identification) eingetragen werden. Dies erhöht die Transparenz bei der Zuordnung von Warenpositionen zu physischen Produkten und erleichtert sowohl die interne als auch externe Kommunikation im Zollverfahren.
Einsatzbereiche der GTIN im Außenhandel
- Zollanmeldungen:
Ergänzende Angabe für eine präzisere Warenidentifikation. - Lieferkettendokumentation:
Vereinfachung der Zuordnung von Waren in komplexen Lieferketten. - Compliance & Rückverfolgbarkeit:
Unterstützung bei der Produktsicherheit und Rückverfolgbarkeitspflichten (z. B. REACH, Produktsicherheitsrichtlinien). - E-Commerce & Marktplätze:
Verpflichtende Angabe bei vielen Plattformen (z. B. Amazon, Google Shopping). - Logistik & Lagerverwaltung:
Optimierung der Warenwirtschaftssysteme und Supply-Chain-Prozesse.
Vorteile der Nutzung der GTIN im Zollkontext
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Globale Eindeutigkeit
Die GTIN garantiert, dass jedes Produkt weltweit eindeutig identifiziert werden kann, unabhängig von Sprach- oder Systembarrieren.
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Effizienzsteigerung in Zollprozessen
Durch die eindeutige Kennzeichnung lassen sich Waren schneller prüfen und deklarieren, wodurch Bearbeitungszeiten reduziert werden.
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Fehlervermeidung
Missverständnisse bei der Artikelzuordnung werden minimiert, was insbesondere bei standardisierten Massenprodukten von Vorteil ist.
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Digitalisierte Prozesse
Die GTIN kann problemlos in digitale Zollprozesse und ERP-Systeme integriert werden und unterstützt somit die durchgängige Digitalisierung der Außenhandelsprozesse.
Zuteilung und Verwaltung der GTIN
Unternehmen erhalten GTINs über die nationale GS1-Organisation (in Deutschland: GS1 Germany). Nach Vergabe eines sogenannten GS1-Unternehmenspräfixes können Unternehmen eigenständig GTINs für ihre Produkte generieren. Die Pflege der GTIN-Daten erfolgt in der Regel in einem Produktstammdatenmanagementsystem (PIM, ERP).
Ausblick: Die Rolle der GTIN in zukünftigen Zollprozessen
Mit dem fortschreitenden Ausbau der zollrechtlichen Digitalisierung auf EU-Ebene (z. B. im Rahmen des EU Customs Reform Package oder der Zollunion 2.0) wird eine strukturierte und standardisierte Produktidentifikation weiter an Bedeutung gewinnen. Die Nutzung der GTIN könnte zukünftig auch eine Rolle bei der Umsetzung von Machine-to-Machine-Kommunikation im Zollwesen oder in automatisierten Risikobewertungen spielen.
Fazit
Die GTIN ist ein bewährtes und leistungsfähiges Instrument für die eindeutige Warenidentifikation im internationalen Handel. Im Zollkontext stellt sie eine sinnvolle Ergänzung zu anderen Produktmerkmalen dar und unterstützt Unternehmen dabei, ihre Zollprozesse effizienter, transparenter und fehlerfreier zu gestalten. Eine frühzeitige Integration der GTIN in interne und externe Zollprozesse kann langfristige Wettbewerbsvorteile sichern.
Professionelle Beratung hilft, die Potenziale der GTIN im Außenhandel vollständig zu erschließen. Eine fundierte Analyse der bestehenden Zollprozesse sowie die systematische Einbindung der GTIN in die Zollabwicklung können die Effizienz im Außenhandel nachhaltig steigern. Kompetente Unterstützung in diesem Bereich sorgt für rechtskonforme und wirtschaftlich optimierte Abläufe im internationalen Warenverkehr.