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Forfaitierungsgarantie – Absicherung von Exportforderungen im internationalen Handel

Die Forfaitierungsgarantie (FFG) der Exportkreditgarantien des Bundes ist ein spezialisiertes Instrument zur Absicherung von Forderungen aus Lieferantenkrediten. Sie erweitert die klassische Exportabsicherung und ermöglicht deutschen Exporteuren finanzielle Sicherheit sowie strategische Vorteile bei Liquidität, Bilanzentlastung und Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Handel.


Funktionsweise der Forfaitierungsgarantie

Die FFG erlaubt die Abtretung von Forderungen aus Lieferantenkrediten an Banken oder Forfaitierungsgesellschaften. Der Bund übernimmt dabei bis zu 95 % der Forderungssumme gegenüber dem Finanzinstitut. Die Forderung wird rechtlich und wirtschaftlich auf den Forfaiteur übertragen, wodurch das Risiko für den Exporteur reduziert wird. Gleichzeitig kann Liquidität sofort genutzt werden, ohne dass das Unternehmen die Bilanz vollständig belasten muss.

Praxisbeispiel

Ein mittelständischer Maschinenbauer liefert Maschinen im Wert von 2,5 Mio. EUR nach Südostasien und gewährt ein Zahlungsziel von 18 Monaten. Durch die FFG kann die Forderung an eine Bank abgegeben werden, wodurch der Exporteur sofort über die Liquidität verfügt, während das Risiko eines Zahlungsausfalls stark reduziert wird.

Zielgruppen und Rahmenbedingungen

Die FFG richtet sich an:

  • Produzierende Exportunternehmen mit ausgewiesener Exporterfahrung.
  • Handelsunternehmen, wenn Produkt- und Marktkenntnis vorhanden ist.
  • Kreditinstitute im EWR oder der Schweiz.
  • Forfaitierungs- und Factoringgesellschaften mit entsprechender Lizenz.

Absicherbar sind Forderungen aus grenzüberschreitenden Liefer- oder Leistungsgeschäften bis zu 10 Mio. EUR pro Geschäft. Sowohl kurzfristige als auch mittelfristige oder langfristige Zahlungsziele können abgedeckt werden. Voraussetzung ist die bestehende oder beantragte Lieferantenkreditdeckung des Bundes.

Praxisbeispiel

Ein Lebensmittelhersteller nutzt die FFG für mehrere Lieferungen nach Nordafrika mit Zahlungszielen von 6 bis 12 Monaten. Jede Forderung wird individuell abgesichert, wodurch die Bilanz entlastet und die Liquidität gesichert wird.


Vorteile für Exporteure und Finanzinstitute

  • Hohe Deckungsquote: Absicherung bis zu 95 % der Forderung.
  • Schnelle Liquidität: Forderungen können sofort monetarisiert werden.
  • Bilanzielle Entlastung: Risiko wird auf das Finanzinstitut übertragen.
  • Verbesserte Verhandlungsposition: Längere Zahlungsziele können ohne Risiko angeboten werden.
  • Aufwertung der Deckung: Entschädigung erfolgt unabhängig von Obliegenheitsverletzungen.
  • Digitale Antragstellung: Effiziente Bearbeitung über „myAGA“.

Praxisbeispiel

Ein Automobilzulieferer kann mehrere Exportverträge gleichzeitig absichern. Die Forderungen werden an die Bank übertragen, wodurch die Kapitalbindung im Unternehmen reduziert wird und gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit bei Zahlungszielverhandlungen steigt.


Risiken und Besonderheiten

  • Rückgriffsansprüche des Bundes bei bereits geleisteter Entschädigung.
  • Strenge Prüfungen bei neuen Märkten oder risikobehafteten Abnehmern.
  • Einhaltung der speziellen Vertrags- und Forderungsabtretungsbedingungen zwingend.
  • Verkürzte Fristen im Schadenfall, z. B. Protracted Default.
  • Zusatzentgelte beeinflussen die Kostenstruktur des Exporteurs.

Praxisbeispiel

Ein Unternehmen, das erstmals nach Osteuropa liefert, muss die Zustimmung des Bundes einholen und alle Dokumente sorgfältig vorbereiten. Erst danach kann die Forderung an den Forfaiteur abgetreten werden, um den vollen Deckungsschutz zu erhalten.


Relevanz für Zoll- und Außenhandelsverantwortliche

  • Zahlungszielgestaltung: Längere Fristen wirken sich auf Zollwert, Incoterms und Ursprungsnachweise aus.
  • Bilanz- und Liquiditätsplanung: Frühere Liquidität erleichtert Sicherheitenmanagement und Finanzierung.
  • Risikomanagement und Compliance: Exportgenehmigungen, Lieferbedingungen und Dokumentation sind entscheidend für die Garantieansprüche.
  • Integration in Vertriebs- und Vertragsstrategien: Die FFG ermöglicht rechtssichere Gestaltung internationaler Lieferketten.

Praxisbeispiel

Die Zollabteilung eines mittelständischen Unternehmens implementiert die FFG in die Exportstrategie. Durch klare Prozessschritte und Dokumentation werden Risiken minimiert, und gleichzeitig können längere Zahlungsziele angeboten werden, ohne das Unternehmensrisiko zu erhöhen.


Strategische Hinweise

Die Forfaitierungsgarantie kann als strategisches Instrument genutzt werden, um Liquidität gezielt zu steuern, Vertragsverhandlungen abzusichern und internationale Lieferketten effizient zu gestalten. Eine frühzeitige Einbindung in Unternehmensprozesse, Schulungen für Zoll- und Außenhandelsabteilungen sowie die Abstimmung mit Finanzinstituten erhöhen die Wirksamkeit des Instruments.


Fazit

Die Forfaitierungsgarantie bietet praxisnahen Mehrwert für deutsche Exporteure und ihre Zoll- und Außenhandelsabteilungen. Sie kombiniert finanzielle Sicherheit, bilanzielle Entlastung und Liquiditätsvorteile mit strategischem Nutzen. Durch präzise Prozessgestaltung, sorgfältige Vertragsabstimmung und Einhaltung regulatorischer Anforderungen kann die FFG das Exportgeschäft nachhaltig stärken und die internationale Wettbewerbsfähigkeit erhöhen.

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