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EUR-MED: Präferenzsystem der EU für den Mittelmeerhandel

EUR-MED ist das präferenzielle Ursprungsregelwerk der Europäischen Union für den Handel mit Mittelmeerpartnern. Ziel ist die Förderung eines fairen Handels, die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen und die Integration der Lieferketten zwischen der EU und den Partnerländern.

Unternehmen, die EUR-MED-Regelungen korrekt anwenden, profitieren von vergünstigten oder null Zollsätzen, minimieren Compliance-Risiken und optimieren ihre internationalen Geschäftsprozesse.


Rechtsgrundlagen und Zielsetzung

EUR-MED basiert auf der Euro-Mediterranen Partnerschaft. Rechtsgrundlagen:

  • Unionszollkodex (UZK, Verordnung (EU) Nr. 952/2013)
  • Durchführungsverordnungen zu EUR-MED (VO (EG) Nr. 1207/2001)

Ziele

  • Rechtskonforme Anwendung präferenzieller Zollsätze
  • Förderung des Handels zwischen EU und Mittelmeerpartnern
  • Unterstützung effizienter Lieferketten und Compliance-Strukturen

Anwendungsbereich

EUR-MED gilt für Waren aus präferenzberechtigten Partnerländern, darunter:

  • Nordafrika: Marokko, Tunesien, Ägypten
  • Naher Osten: Jordanien, Palästinensische Gebiete
  • Balkanstaaten und weitere assoziierte Mittelmeerländer

Nur Waren, die die Ursprungsregeln erfüllen, können Zollvergünstigungen beanspruchen.

Praxisrelevanz

Unternehmen müssen vor Export prüfen, ob ihre Produkte präferenzfähig sind, um Verzögerungen oder Nachzahlungen beim Zoll zu vermeiden.


Ursprungsregeln

Die Feststellung des präferenziellen Ursprungs erfolgt nach drei zentralen Kriterien:

Wholly Obtained / vollständig erzeugt

Waren, die vollständig im Partnerland gewonnen oder hergestellt wurden, gelten automatisch als präferenziell.

Beispiele

  • Obst und Gemüse: Orangen aus Marokko, Tomaten aus Ägypten
  • Fischerei: Gefangener Thunfisch aus Tunesien
  • Rohstoffe: Phosphate aus Marokko

Substantial Transformation / wesentliche Verarbeitung

Für verarbeitete Produkte muss eine wesentliche Herstellung oder Be-/Verarbeitung im Partnerland erfolgen.

Kriterien

  • Change in Tariff Heading (CTH): Wechsel der HS-Warennummer nach Verarbeitung
  • Regional Value Content (RVC): Mindestanteil des Ursprungswertes aus dem Partnerland

Praxisbeispiele

  • Textilien: Baumwollstoffe aus Tunesien, lokal verarbeitet → EUR-MED Ursprungserklärung möglich
  • Maschinenbau: Endmontage in Jordanien, Vorprodukte aus der EU oder Partnerland → CTH erfüllt
  • Lebensmittel: Olivenölverarbeitung in Tunesien → RVC erfüllt

Kumulation

  • Bilateral: Vorprodukte aus EU oder Partnerland dürfen verwendet werden
  • Diagonal: Kombination von Vorprodukten aus mehreren EUR-MED-Ländern möglich

Praxisbeispiele

  • Lebensmittel: Olivenöl aus Marokko, Verpackung in Tunesien → diagonal kumulierbar
  • Elektronik: Komponenten aus EU-Ländern, Endmontage in Ägypten → bilaterale Kumulation

Nachweispflichten und Warenverkehrsbescheinigung EUR-MED

Die präferenzielle Behandlung erfordert präzise Ursprungsnachweise:

4.1 EUR-MED Ursprungserklärung auf der Rechnung

Für Lieferungen unter bestimmten Wertgrenzen

Vom Exporteur ausgestellt

Enthält Produkt, Menge, HS-Code, Ursprungsland

4.2 Warenverkehrsbescheinigung EUR-MED / EUR.1

Für größere Lieferungen oder auf Wunsch des Importeurs

Offiziell von der zuständigen Zollbehörde des Exportlandes ausgestellt

Dokumentiert den präferenzberechtigten Ursprung

Zusammen mit Handelsrechnung vorzulegen

Praxisbeispiel:

Maschinenexport aus Tunesien in die EU: EUR-MED EUR.1-Bescheinigung erforderlich, wenn Wert über der Schwelle liegt oder der Importeur dies verlangt

4.3 Dokumentation

Herstellung und Herkunft der Vorprodukte

Einhaltung von CTH- und RVC-Kriterien

Aufbewahrungspflicht: meist mindestens drei Jahre


Praktische Umsetzung

  • ERP-Integration: Automatisierte Verwaltung von EUR-MED-Nachweisen
  • Regelmäßige Updates: Länderlisten, HS-Codes, NachweispflichtenPraxisbeispiele
  • Prozessintegration: Beschaffung, Produktion und Export präferenzkonform planen

Praxisbeispiele

  • Maschinenbau nach Kanada via Mittelmeerpartner: nur mit vollständiger EUR-MED-Dokumentation (EUR.1) möglich
  • Textilindustrie: Kombination von Rohstoffen aus mehreren EUR-MED-Ländern → diagonal kumulierbar

Strategischer Nutzen

EUR-MED-Präferenzen bieten:

  • Reduzierte Zollkosten → Wettbewerbsvorteile
  • Lieferkettenflexibilität → bilaterale und diagonale Kumulation
  • Compliance-Sicherheit → rechtskonforme Nachweise minimieren Risiken

Die fundierte Kenntnis und Anwendung von EUR-MED-Regelungen stärkt operative Effizienz, Kostenoptimierung und strategische Planung und ist für Zollverantwortliche und Außenhandelsakteure ein entscheidender Wettbewerbsvorteil.

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